Stau-Chaos: Der alltägliche Wahnsinn auf Deutschlands Straßen

Verzweifelte Autofahrer reihen sich Stoßstange an Stoßstange. Foto: Pixabay.com | Lizenz: CC0 Public Domain

Pendler, Urlauber und alle, die sich landauf, landab mit dem Auto fortbewegen, kennen das Problem: Baustellen und Unfälle verstopfen Autobahnen. Deutschland versinkt aktuell in einem regelrechten Stau-Chaos. Droht uns der Verkehrskollaps? Und: Ist Besserung in Sicht? Eine Bestandsaufnahme.

Auf deutschen Autobahnen unterwegs zu sein, wird mehr und mehr zur Tortur: Die Fernstraßen sind mit Baustellen gepflastert, vor denen sich häufig Auto an Auto reiht. Wenn es dann noch zu einem Unfall kommt, geht erstmal gar nichts mehr. Laut ADAC war im vergangenen Jahr eines der schlimmsten Stau-Jahre auf deutschen Straßen seit Beginn der Aufzeichnungen. Gefühlt wussten wir Autofahrer es schon die ganze Zeit, nun ist es auch mit Zahlen belegt: Die Zahl der Staus lag mit 694.000 Staus 20% Prozent über dem Vorjahr, wie aus dem Staureport des ADAC für das Jahr 2016 hervorgeht.

Stau-Rekord 2016: Wo war es am schlimmsten?

Bemerkt haben werden die vermehrte Staubildung sicher viele Autofahrer, besonders Pendlern und Häufig-Fahrern dürften die spürbar angestiegene Anzahl an Baustellen und das einhergehende Anstehen aufgefallen sein. Denn die Statistik des ADAC zeigt: Je mehr Baustellen eröffnet werden, desto mehr und längere Staus gibt es auch. Aber auch die Längen der Staus haben sich zwischen 2015 und 2016 deutlich erhöht: Sie stiegen von 1.130.000 auf 1.378.000 Kilometer insgesamt. Und auch die Stunden, die Menschen im Stau verbracht haben, sind noch einmal deutlich gestiegen. Die Stau-Stunden betrugen in 2016 satte 224.000 Stunden, in denen die verschiedenen Staus stattfanden.

Am heftigsten betroffen ist der Westen und Südwesten Deutschlands – besonders der Großraum Köln sticht hervor. Auf der A3 zwischen Oberhausen, Frankfurt, Würzburg und Passau gibt es gleich drei Bau-Hotspots, die zur Qual für Autofahrer geworden sind. Damit hält die Strecke den einsamen Rekord, die mit Abstand staureichste Strecke Deutschlands zu sein. Das bedeutet aber keinen Grund zur Freude für Fahrer auf anderen Strecken. Alle großen Verkehrsadern im Land wie die A1, A7 oder auch die A9 sind von massiven Problemen betroffen, die Autofahrer in Stoßzeiten zur Verzweiflung bringen können.

Laut ADAC Staureport hat es 2016 20 Prozent mehr Staus gegeben als im Jahr zuvor.

Auch im Norden sieht es nicht besser aus: Die A7 zwischen Hamburg und Flensburg ist eine Großbaustelle auf nahezu 60 Kilometern Länge und auch die A1 an die Ostsee ist bis 2020 massiv betroffen, da sie an einigen Stellen auf sechs Spuren ausgebaut wird. Dennoch kommt der Norden insgesamt recht glimpflich davon. Insgesamt gibt es drei Regionen, die von Staus besonders stark betroffen sind: Auf Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg entfielen knapp 50 Prozent aller Staukilometer. Glück haben hingegen die ostdeutschen Autofahrer: Alle Bundesländer mit Ausnahme von Berlin kommen zusammen nur auf 7 Prozent der gesamten Staukilometer.

Städte besonders stark betroffen

Die Großstädte in Deutschland sind besonders stark von Staus betroffen. Das liegt vor allem daran, dass die Wirtschaft boomt und dafür sorgt, dass immer mehr LKWs und Pendler diese Städte ansteuern. Das zeigt sich beispielsweise auch in der Studie „Traffic Index“ des Navi-Herstellers Tomtom: Die Städte, die wirtschaftlich am stärksten boomen, sind auch am meisten von Staus betroffen. In den Top-10 in Deutschland sind alle Großstädte des Landes: Stuttgart ist der Pendleralbtraum schlechthin – dort stehen Autofahrer bis zu 132 Stunden im Jahr. Diese Stunden werden auf die normale Fahrzeit heraufgerechnet, die ein Autofahrer benötigen würde, wenn die Straßen frei wären.

Weitere Garanten, um Autofahrer verzweifeln zu lassen, sind Köln, Hamburg, Nürnberg, München, Berlin, Hannover, Frankfurt, Wiesbaden und Dresden. Und das ist keineswegs so lustig, wie es klingt: Laut einer Studie der Techniker Krankenkasse machen Pendeln und Staus krank, wie unter anderem die Stuttgarter Nachrichten berichten. Fast die Hälfte der Menschen in Baden-Württemberg stresst die starke Staubildung erheblich. Pendler leiden erwiesenermaßen häufiger unter psychischen Störungen als Menschen, die im gleichen Ort arbeiten – in Großstädten wäre das wohl eher der Stadtteil. Insgesamt keine guten Nachrichten für alle, die viel auf deutschen Autobahnen unterwegs sind.

Stau-Tipps: Geduld, Fliegen und ein schlaues Navi

Nach den vergangenen Rekorden droht auch 2017 ein Jahr mit Highscore für Staus zu werden, warnt der ADAC im Staureport 2016. Besonders im Sommer wartet wohlmöglich für alle Autofahrer der Horror auf den Autobahnen: Dann treffen nämlich Pendler, LKW, Vielfahrer und Urlauber aufeinander, die sich durch eine Rekordzahl an Baustellen quetschen müssen. Das könnte am Ende des Urlaubszeit zu neuen Staurekorden führen. Doch was kann man gegen den Stillstand auf der Fernstraße tun? Mit der Bahn zu fahren, ist ganz sicher keine Alternative: Spätestens, wenn im Sommer mal wieder die Klimaanlagen versagen, war es das mit dem letzten Rest Komfort in den überfüllten Zügen. Und gerade für Flugreisende gibt es ja kaum etwas Bequemeres, als den Parkplatz am Airport vorher online zu suchen, gemütlich mit dem Auto zum Flughafen zu fahren und anschließend in den wohlverdienten Urlaub zu starten. Um möglichst stressfrei in den Urlaub zu starten, solltet Ihr euch den nächstgelegenen Flughafen aussuchen und dort euer Auto abstellen. Falls es von eurem Flughafen aus keinen Direktflug an euer Urlaubsziel gibt, könnt Ihr bequem mit einem günstigen Zubringerflug zu einem der großen deutschen Airports wie beispielsweise dem Flughafen Frankfurt am Main starten und von dort zu den schönsten Zielen weltweit weiterfliegen.

Ein Ausweg aus dem Stau sind Zubringerflüge: Die großen Netzwerk-Carrier bieten zahllose innerdeutsche und -europäische Verbindungen an. Foto: Pixabay.com | Lizenz: CC0 Public Domain

Was tun bei Stau?

Falls Ihr keinen Flughafen in der Nähe habt oder keinen günstigen Zubringerflug bekommt, gibt es dennoch ein paar Tipps, die Autofahrern helfen können, nicht in ihren Autos zu verzweifeln. Wer flexibel und nicht an einen bestimmten Tag oder eine Tageszeit gebunden ist, hat die Chance, die Staus sogar komplett zu umgehen. Denn ganz früh morgens oder ganz spät abends – wohlmöglich sogar nachts zu fahren – verringert die Wahrschlichkeit, in einen Stau zu geraten. Auch die Rushhours in den Großstädten sollten gemieden werden: Zwischen sieben und neun Uhr herrscht dort morgens häufig Chaos. Und nochmal am Abend zwischen 17 und 19 Uhr. Zudem könnt Ihr ein intelligentes Navigationssystem wie zum Beispiel die kostenlose Smartphone-App Google Maps verwenden. Diese App zieht sich extrem aktuelle Echtzeit-Verkehrsdaten, mit deren Hilfe euch das Programm ständig aktualisierte alternative Routen vorschlägt. Das Problem dabei: Das Programm ist sehr beliebt und auch den anderen Autofahrern werden die alternativen Strecken angezeigt. Diese Routen verstopfen dann auch schnell.

Staus sind in den kommenden Jahren unvermeidbar

Dass die Staus weiter zunehmen und Autofahrer immer häufiger auf den Fernstraßen nicht vorwärts kommen, ist mehr als nur eine gefühlte Wahrheit: Um den völligen Vekehrskollaps zu vermeiden, plant das Verkehrsministerium, bis 2030 mehr als 265 Milliarden Euro in die Infrastruktur zu investieren – die Hälfte davon für Autobahnen und Bundesstraßen, wie aus dem Bundesvekehrswegeplan 2030 der Bundesregierung hervorgeht. Man sorgt also durch den Autobahnausbau für Baustellen und Staus, um langfristig den Verkehrsfluss zu sichern. Da bleibt den Autofahrern eigentlich nur eine Möglichkeit: Entspannt bleiben, durchatmen und rechtzeitig losfahren – denn irgendwann ankommen werden wir immer…

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20. Mai 2017

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