Flughafencheck 2017: „Cockpit“ nimmt Flughäfen unter die Lupe

Die Pilotenvereinigung Cockpit möchte die Sicherheit auf deutschen Flughäfen verbessern. Foto: Pixabay

Wie auch schon in den vergangenen Jahren hat die Pilotenvereinigung Cockpit die großen deutschen Verkehrsflughäfen unter die Lupe genommen und sie zum Thema Sicherheit aus Pilotensicht untersucht. Insgesamt ist dabei herausgekommen, dass die Airports, an den internationalen Maßstäben gemessen, wie in den Jahren davor sehr sicher sind. Dennoch fiel besonders ein Flughafen negativ auf. Problematisch ist zudem häufig die Zusammenarbeit zwischen VC und den größeren Flughäfen. Wer hat im Test gut abgeschnitten? Und welches ist der aus Sicht der Piloten der unsicherste Airport in Deutschland?

Beim großen Flughafen Check der Vereinigung Cockpit haben in den vergangenen Jahren vor allem zwei Airports jedes Jahr aufs Neue brilliert: der Flughafen Leipzig/Halle und der Flughafen München waren Jahr für Jahr unter den zwei besten Airports des Landes. Das ist in diesem Jahr erstmals anders. Das Ranking der Standorte wurde 2017 ordentlich durchgewirbelt: Insgesamt wurden elf der 28 Locations, die in dem großen Check untersucht wurden, heruntergestuft Der Grund dafür liegt vor allem an der Kommunikation zwischen Flughafen und Piloten – oder um genau zu sein, den Piloten der Vereinigung Cockpit. Eigentlich sollte man annehmen, dass Flieger und Airports in ständigem Austausch stehen. Dem ist aber offensichtlich nicht so. Und diese Tatsache Rügen die Piloten mit einem neuen Bewertungskriterium in ihrer diesjährigen Rangliste.

Flugzeug am Flughafen Frankfurt am Main: Besonders die großen Airports machen Probleme für die Vereinigung Cockpit. Foto: Pixabay

Piloten werden beim Thema Sicherheit auf dem Flughafengelände zu wenig angehört

Dass in diesem Jahr so viele Flughäfen abgewertet wurden, liegt zu einem guten Teil an einem neuen Bewertungskriterium für die Airports. „Es ist uns schlichtweg unverständlich, weshalb man in Deutschland ausgerechnet die Piloten nicht zum Thema Flugsicherheit auf den Betriebsflächen eines Flughafens anhören will“, erklärte VC-Sprecher Markus Wahl gegenüber dem Handelsblatt. Dem entsprechend handelt es sich bei dem neuen Bewertungskriterium um die Frage, ob Piloten der Organisation Cockpit überhaupt zu den Sicherheitschecks der einzelnen Flughäfen eingeladen werden und ob es da eine Kommunikation gibt. Im Fachjargon heißt das: Ob die Piloten zu den so genannten Local Runway Safety Teams (LRST) Zugang haben und dazu hinzugezogen werden. Das scheint bisher zum Teil, aber längst nicht immer der Fall zu sein. Bei den kleineren Flughäfen und bei einigen der größeren internationalen Airports sei das kein Problem, so Wahl in einer Mitteilung der VC. Und für die Standorte, die zuletzt immer noch nicht kooperiert haben, gibt es nun ordentlich Punktabzug. Die Einbindung von „Cockpit“ bei den Sicherheitsteams sei essentiell, da man nur so mögliche Gefahren erkennen und Strategien zur Verbesserung der Sicherheit veranlassen könne.

Die Bewertungen im Flughafencheck 2017

Der München Airport hat in diesem Jahr seinen Spitzenplatz eingebüßt und ist sogar bis ins Mittelfeld abgerutscht. „Die besten Bewertungen sicherten sich in diesem Jahr die Flughäfen Leipzig/Halle, Bremen und Stuttgart. Diese Flughäfen sind aus Pilotensicht besonders sicher“, betont Markus Wahl, der für die Vereinigung Cockpit die Pressearbeit macht. Top-Noten haben außerdem Erfurt und Kassel bekommen. Erstaunlich schlecht abgeschnitten haben Hannover und Hamburg. Schlusslicht bildet der City-Airport Mannheim, der mit einer Note von 4,1 weit abgeschlagen den letzten Platz belegt. In Mannheim gebe es noch einiges zu verbessern, so Cockpit. Dort fehlt beispielsweise eine größere Auslaufzone am Ende der Landebahn, wie sie für alle Flughäfen von der internationalen Zivilluftfahrtorganisation ICAO empfohlen wird und beispielsweise bei Notlandungen wichtig ist.

Beim Flughafen-Check geht es auch um Sicherheitsrelevante Aspekte des Airports wie die Auslaufzonen an den Landebahnen. Foto: Pixabay

Kritik an der Untersuchung

Kritik am Ranking hagelte es aus vielen Richtungen. Der Verband der deutschen Flughäfen (ADV) bemängelte, dass sehr wohl Piloten in den Sicherheitsteams der Airports vorhanden seien. Die gehörten nur nicht zwingend der Pilotengewerkschaft Cockpit an. Auch der City Airport Mannheim verteidigte sich: Man habe bereits zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen eingeführt. Dabei handelt es sich beispielsweise um eine Anleitung der Piloten ebenso wie strenge Mindestwerte bei den Sichtbedingungen.

Mit ihren Abwertungen im Ranking hat „Cockpit“ auf jeden Fall den Nerv der Beteiligten getroffen: Die ADV wolle auf die Gewerkschaft zugehen und auch der City-Airport Mannheim hat die VC zur nächsten Sitzung des Sicherheitsteams eingeladen. Die Vereinigung Cockpit ist nach eigenen Angaben der Berufsverband der Piloten beziehungsweise des Cockpitpersonals in Deutschland, in dem über 9800 Mitglieder organisiert sind. Neben der Vertretung der Interessen der Berufspiloten hat sich der Verband die Verbesserung der Flugsicherheit gewidmet.

2. Dezember 2017

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