Corona: Langstreckenflüge erst 2023 wieder auf altem Niveau?

Das Coronavirus hat den Flugverkehr weltweit nahezu zum Erliegen gebracht. Nach einem harten Lockdown öffnen sich viele Länder wieder und Flugverbindungen zwischen internationalen Reisezielen finden wieder statt. Bis sich das Reisen mit dem Flugzeug wieder auf Vorkrisenniveau befindet, dürfte eine ganze Weile vergehen, wie aus einer neuen Analyse des internationalen Luftverkehrsverbands (IATA) hervorgeht. Was bedeutet das in Zeiten von Corona für Langstreckenflüge? Wir geben Ihnen einen Überblick.

Die schweren Schäden für die Fluggesellschaften und den Flugverkehr durch das neuartige Coronavirus sollen sich noch lange in die Zukunft erstrecken, wie aus der Analyse des internationalen Luftverkehrsverbands (IATA) hervorgeht. Bis ins Jahr 2023 könnte es dauern, bis sich der Flugverkehr einigermaßen von der aktuellen Krise erholt hat. Passagiere dürften weiterhin zögern, sich an Flughäfen und in Flugzeugen aufzuhalten. So würden viele Reisende eine Flugreise nicht in Betracht ziehen, wenn auf den Flug eine Quarantäne folgen würde. Bei der Erholung der internationalen Reisen mit dem Flugzeug hapert es also vor allem am Vertrauen der Passagiere – obwohl sich derzeit viele Reisende und Urlauber fragen: Wann kann man wieder fliegen? Am stärksten durch Corona betroffen sein soll der Langstreckenverkehr, da sich in fernen Ländern die aktuelle Situation mit dem Virus natürlich entsprechend schlechter abschätzen lässt. Urlaub trotz Corona gestaltet sich in naher Zukunft besonders auf der Langstrecke noch schwierig.

Einbruch der Passagierzahlen: Die Erholung beginnt mit Inlandsflügen

Der Flugverkehr dürfte sich in den nächsten Wochen und Monaten langsam und auf einem niedrigen Niveau erholen. Laut der IATA wird die Erholung allerdings maßgeblich von Inlandsflügen getrieben. Auch Flüge in Europa wie etwa nach Mallorca dürften sich relativ kurzfristig wieder erholen und entsprechend ausgelastet sein. Langstreckenflüge werden zwar ebenfalls zeitnah wieder durchgeführt, die Nachfrage nach Fernreisen sollte jedoch vorläufig weiter auf einem niedrigen Niveau verharren und frühestens im Jahr 2023 das Niveau erreichen, das die Luftfahrt vor der Krise erreicht hatte. Die Zahl der Flugpassagiere war in den vergangenen Jahren von einem Rekord zum nächsten gewachsen. Im Jahr 2017 hat die IATA 4,1 Milliarden Flugpassagiere gemeldet. Laut derzeit aktueller Prognose soll sich der weltweite Flugverkehr bis 2037 auf 8,2 Milliarden Passagiere verdoppeln.

Derzeit hinterlässt die Corona-Krise jedoch eine kräftige Delle: Im kommenden Jahr soll die Nachfrage um 24 Prozent unter dem Niveau von 2019 liegen und 32 Prozent unter den ursprünglichen Erwartungen für 2020. Verglichen mit 2020 ist dieser Rückgang jedoch harmlos: An einigen Airports sind die Passagierzahlen für einige Wochen bis Monate um desaströse 99 Prozent eingebrochen, Schätzungen für das Gesamtjahr gestalten sich äußerst schwierig. In die aktuellen Berechnungen der IATA sind vor allem auch langsamere Öffnungen der Landesgrenzen und Volkswirtschaften sowie potentielle weitere Reisebeschränkungen bereits mit eingeflossen. Eine mögliche zweite Welle des Coronavirus im Herbst ist jedoch noch nicht mit einkalkuliert. Aufgrund der aktuellen Situation erscheinen Langstreckenflüge während Corona unter den aktuellen Bedingungen eher als Wagnis.

Das Vertrauen der Passagiere in Langstreckenflüge während Corona ist entscheidend

Die IATA ist der Ansicht, dass insbesondere Quarantänemaßnahmen bei der Einreise in Länder der Erholung des Flugverkehrs schaden und das Vertrauen in Flugreisen grundsätzlich beschädigen. Bei einer Befragung stellte der Luftverkehrsverband fest, dass 69 Prozent der Reisenden eine Reise nicht in Betracht ziehen würden, wenn sie nach der Ankunft in eine 14-tägige Quarantäne müssten. Die Behörde fordert deshalb von Regierungen, Alternativen zu einer Quarantäne bei der Einreise zu finden. Ein Beispiel dürfte hier Spanien sein, das ab 01. Juli 2020 keine Isolation bei der Einreise mehr anordnet. Der Verband fordert eine besser durchdachte Strategie, die die Absonderung der Einreisenden unnötig macht und bringt weltweit harmonisierte Biosicherheitsmaßnahmen ins Spiel, die jedoch noch nicht näher erläutert wurden.

Derzeit ist der Vertrauensverlust der Passagiere insbesondere in Landstreckenflüge groß. Die Wiederherstellung der Zuversicht der Reisenden dürfte lange dauern, wie Alexandre de Juniac, Generaldirektor der IATA, betont. Laut dem CEO des Verbands werden Reisende in naher Zukunft ihren Urlaub und Geschäftsreisen sehr sorgfältig planen und tendenziell deutlich näher an ihrem Heimatort bleiben. „Um die Fähigkeit der Luftfahrt, ein Katalysator für die wirtschaftliche Erholung zu sein, zu schützen, dürfen wir diese Prognose nicht dadurch verschlechtern, dass wir das Reisen durch Quarantänemaßnahmen undurchführbar machen“, so de Juniac. „Wir brauchen eine Lösung für sicheres Reisen, die zwei Herausforderungen angeht: Sie muss den Passagieren das Vertrauen geben, sicher und ohne unnötige Schwierigkeiten zu reisen. Und sie muss den Regierungen das Vertrauen geben, dass sie vor der Einschleppung des Virus geschützt sind.“ In jedem Fall scheint der internationale Flugverkehr insbesondere bei Langstreckenflügen aktuell auf Sicht zu fahren. Da viele Reisende und Urlauber nach wie vor ein starkes Bedürfnis nach Fernreisen und Urlaub an vielen paradiesischen und exotischen Destinationen haben, darf man wohl optimistisch sein, dass sich auch die Langstreckenflüge während Corona von ihren aktuellen Tiefs erholen werden.