Edersee: Ruinen im Stausee wieder aufgetaucht

Aktuell herrscht akutes Niedrigwasser im Edersee. Foto: Pixabay

Wer in diesem Sommer noch nach einem spannenden Reiseziel in Deutschland sucht, sollte mal einen Blick auf die Region rund um den Edersee in Hessen werfen: In der Ferienregion werden pro Jahr um die 700.000 Übernachtungen gemeldet. Dort wartet ein tolles Erholungsgebiet, in dem momentan ein ganz besonderes Spektakel beobachtet werden kann: Die Überreste dreier Dörfer, die 1912 im Edersee versunken sind, sind aufgrund einer Dürre und starken Niedrigwassers wieder aufgetaucht. Ein spektakulärer Anblick bietet sich den Besuchern im „deutschen Atlantis“.

Es muss im Urlaub nicht immer bis in die Karibik gehen: Ein Aktivurlaub in Deutschland hat auch seine ganz eigenen Reize. Zentral und gut erreichbar in der Mitte Deutschlands gelegen befindet sich der Edersee. Der Stausee in Hessen verströmt etwas Mystisches: In dem Gewässer bei Bad Wildungen südwestlich von Kassel liegen seit dem Bau der Staumauer drei Dörfer am dem Grund: Berich, Asel und Bringhausen. Sie wurden aufgegeben und verlegt, als das Tal 1912 geflutet und der See aufgestaut wurde. Die alten Dörfer wurden geflutet und befinden sich seitdem auf dem Grund des Stausees. Die Talsperre wurde zwischen 1908 und 1914 gebaut, um die Schifffahrt auf dem Mittellandkanal und der Weser mit genügend Wasser zu versorgen. Außerdem erzeugt das Bauwerk Strom und schützt die Region vor Hochwasser. Knapp 700 Bewohner mussten damals die Dörfer verlassen und wurden umgesiedelt. 1943 wurde die Edertalsperre während eines fatalen Luftangriffs schwer beschädigt – Wassermassen stürzten ins Tal und sorgten für hunderte zerstörte Gebäude sowie viele Tote und Verletzte.

Bewegete Geschichte im modernen Erholungsgebiet

Von der bewegten Geschichte der Talsperre ist heute nicht mehr viel zu sehen – es sei denn, es herrscht starkes Niedrigwasser. Dann tritt das „deutsche Atlantis“ wieder zutage. Jetzt hat die Trockenheit in der Mitte Deutschlands die Ruinen der alten Dörfer im Edersee wieder ans Licht befördert. Der Wasserstand ist so niedrig wie seit langem nicht und der See nur noch zu knapp über 30 Prozent gefüllt. Die Ruinen werden für den See zunehmend wichtiger, weil sie Besucher gerade in der Zeit des Niedrigwassers anlocken, während viele Wassersportarten wie beispielsweise das Tauchen nur eingeschränkt möglich sind. Aktuell wandern zehntausende Touristen durch die Ruinen der verlassenen Dörfer, von denen mal mehr und mal weniger die Grundmauern übrig sind. Ein teils nostalgischer und teils gruseliger Anblick, denn auch die alten Grabstätten sind noch heute vorhanden. Doch das Highlight des „deutschen Atlantis“ ist ein anderes.

Relikt vergangener Tage: Die Brücke im Edersee ist das Wahrzeichen der versunkenen Dörfer. Foto: Pixabay

Gräber und Grundrisse: Ruinen der Dörfer unterschiedlich gut erhalten

Während von den meisten Bauten nur noch der Grundriss zu sehen ist und die Steine der Häuser wahllos herumliegen, hat der Edersee ein völlig intaktes Wahrzeichen: Die alte Brücke bei Asel, die praktisch noch völlig erhalten ist. Sie kann sogar überquert werden und bietet nun bei dem Niedrigwasser die Möglichkeit, von einer Seite des Sees auf die andere zu gelangen. Normalerweise werden die Bögen unter der Brücke nur von Tauchern durchschwommen. Doch nun kann jeder auf die Entdeckungsreise in die Vergangenheit gehen. Das „Atlantis im Edersee“ ist in jedem Fall ein sehenswertes Ausflugsziel – egal ob im Urlaub oder einfach nur für einen Tagesausflug.

Beliebtes Nahziel für den Kurzurlaub

Jährlich werden um die 700.000 Übernachtungen in der Region gezählt und sogar mehrere Millionen Tagesgäste. Seit dem hunderjährigen Jubiläum der Flutung der Dörfer kümmert sich ein Förderverein um den Erhalt der Überbleibsel: „Wir haben uns vorgenommen, die Grundmauern Stück für Stück wieder aufzubauen“, sagt der zweite Vorsitzende des Vereins Uwe Neuschäfer. Auf diese Weise sollen die mehr als 100 Jahre alten Ruinen bewahrt und erhalten werden. Das gestaltet sich laut einem Bericht diverser Medien allerdings nicht ganz so einfach: Das Wasser und die Sonne setzen der Bausubstanz ordentlich zu. Einige Mauern lassen sich wohlmöglich gar nicht mehr retten. Für das Dorf Bringhausen hat sich die Gemeinde Edertal jedoch einen ganz anderen Plan überlegt: Dort sollen von einer Gruppe Archäologen auf dem Seeboden Boxen installiert werden, bei denen mit speziellen Apps Informationen in Form von Filmen, Bildern und Texten abgerufen werden können, um Hintergründe über die Ruinen des Dorfs zu erhalten. Auch hier wartet in naher Zukunft ein spannender Blick in die Vergangenheit.

Auf und am See gibt es reichlich Beschäftigungsmöglichkeiten. Foto: Pixabay

Region Edersee: Top-Erholungsziel mit Spaß-Faktor

Nicht nur die Ruinen der versunkenen Dörfer sind ein Touristenmagnet für den Edersee. Wer für seinen Sommerurlaub 2017 nicht unbedingt in die Ferne schweifen will, sollte sich einmal hier nach einer Unterkunft umsehen. Aber rechtzeitig ein Zimmer buchen ist hier essentiell: Jedes Jahr kommen Tausende von Menschen und sogar mehrere Millionen Tagesgäste in die Region, weil die Landschaft rund um den See ein tolles Erholungsgebiet ist – sowohl auf dem Wasser als auch an Land. Das Gewässer verläuft in Schlangenlinien auf satten 27 Kilometern Länge, sodass sich hier alle erdenklichen Möglichkeiten zum Wassersport bieten: Bootsverleih, Angeln, Kanutouren, Segeln, Windsurfen, Wasserski und Tauchen sorgen dafür, dass für jeden Wassersportler etwas dabei ist. Für Taucher ist eine spezielle Tauchzone eingerichtet, die auch einen Teil der Ruinen umfasst. Aber natürlich hat die Gegend auch in den Wäldern und Dörfern rund um den See einiges zu bieten: Besucher können beispielsweise joggen, Fahrrad fahren, Wandern und den Nationalpark Kellerwald-Edersee erkunden. Zudem wird Quadfahren, Bogenschießen und Reiten angeboten. Der Nationalpark ist ein UNESCO-Weltnaturerbe, das Ihr nach Herzenslust entdecken und erkunden könnt. Mit all diesen Aktivitäten kommt sicher keine Langeweile auf und ein Besuch in der Region wird ganz sicher zum Erlebnis.

Anreise: So kommt Ihr zum Edersee

Der Naturpark liegt südwestlich von Kassel und knapp 160 Kilometer nördlich von Frankfurt am Main. Wer die Möglichkeit hat, sollte deshalb mit der Bahn oder dem Auto anreisen. Für alle, die von weiter her kommen, aus dem Ausland oder weiter entfernten Teilen Deutschlands, sind die nächstgelegenen größeren Airports der Flughafen Frankfurt am Main und der Flughafen Dortmund. Der näher gelegene Flughafen Kassel bietet vorwiegend Urlaubsflüge an und dient eher weniger gut als Destination auf der Anreise. Von Frankfurt und Dortmund aus aus könnt Ihr den Edersee dann mit der Bahn über Marburg oder Kassel gut erreichen. Für Autofahrer ist die Anreise ebenfalls sehr bequem: Nächstgelegene Autobahnen sind die A44 und A49 sowie die A7, von denen aus Ihr den Nationalpark sehr gut ansteuern könnt. Parkplätze befinden sich vielerorts direkt am See.

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19. Juli 2017

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