Geisterstadt Kolmannskuppe: Deutscher Diamantenrausch in Namibia
Deutsche Geisterstädte mitten in Afrika? Namibia im Süden des Kontinents ist ein Paradies für Safari-Fans: Wildtiere wie Elefanten, Giraffen und Löwen durchstreifen dort die Steppe. Doch sind sie längst nicht die einzige Attraktion im kleinen Namibia. Der Diamantenrausch und die deutsche Kolonialvergangenheit haben wortwörtlich Spuren im Sand hinterlassen – wie die Geisterstadt Kolmannskuppe, die erst zum reichsten Ort Afrikas und heute mit Nostalgie- und Gruselfaktor zu einem Touristenmagneten geworden ist.
Nambia kommt dem Afrika, wie wir es aus dem Fernsehen kennen, schon ziemlich nahe: Elefanten, Nashörner und Giraffen, die durch die trockene Steppe trotten und Löwen, die Antilopen nachjagen, gehören zum alltäglichen Bild. Denn 17 Prozent der Fläche des Landes stehen unter Naturschutz und 21 Prozent sind durch private Bemühungen geschützt. Wer auf Safari gehen und Tiere entdecken möchte, die wir sonst nur aus dem Zoo kennen, ist in Namibia goldrichtig. Aber damit nicht genug: Das Land stand einst unter einer deutschen Kolonialherrschaft, die bis 1915 dauerte und erlebte in der Zeit davor einen Diamanten-Boom, der viele Menschen aus Deutschland und Europa anlockte und Städte aus dem Boden sprießen ließ. Von einigen dieser Städte sind heute nur noch Ruinen übrig. Einer der berühmtesten, wenngleich längst nicht der einzige dieser Orte, ist das Dorf Kolmannskuppe oder auch Kolmanskop, das heute nur noch aus Ruinen besteht, die vom Sand überlagert werden.
Ort mit bewegter Geschichte
Um die Entstehungsgeschichte des Ortes ranken sich in der Tat kaum Mythen. Alle Informationen über den Ort sind mit deutscher Gründlichkeit dokumentiert. Die Namensgebung leitet sich von Johnny Coleman ab, der regelmäßig mit einem Ochsenkarren von der zehn Kilometer entfernten Hafenstadt Lüderitz in den Ort Keetmanshop pendelte und Waren austauschte. Er gehörte zum Volk der Nama aus dem südlichen Teil Afrikas. Johnny ist laut der Überlieferungen 1905 mit seinem Karren in einer Sanddüne stecken geblieben. Er konnte zum Glück aus der trockenen Wüste gerettet werden. Sein Karren bliebt jedoch im Sand stecken. Das berichtet unter anderem die Website kolmanskop.de, die sich der berühmten Geisterstadt in Namibia gewidmet hat. Die faszinierende Ausstrahlung solcher Geisterstädte fasziniert Menschen auf der ganzen Welt. Für den Namen der Stadt, die ja eigentlich auf den englischen Familiennamen Coleman zurückgeht, gibt es viele unterschiedliche Schreibweisen: Kolmanskop, Kolmannskuppe, Kolmanskuppe oder als Colmanskop wird der Ort bezeichnet. Und die Entstehung und Entwicklung von Kolmannskuppe ist wirklich erstaunlich.
Alles begann mit einem einzigen Diamanten
Der Aufstieg von Kolmannskuppe begann im Jahr 1908, als zwei Arbeiter der Eisenbahn an der nahegelegenen Bahnstation „Grasplatz“ ganz zufällig einen einzigen Diamanten fanden. Zacharias Lewala hat ihn entdeckt. Er und sein Vorgesetzter August Stauch, dessen Aufgabe es war, die Schienen vom Sand freizuhalten, waren sich wohl nicht im Klaren, was sie mit dem Fund eines einzelnen glitzernden Steines auslösen würden. Stauch hatte aber immerhin erkannt, was der Fund bedeutete und sicherte sich mit zwei weiteren Männern sogleich die Schürfrechte in Kolmannskuppe. Mit dem Fund setzte ein Run auf Diamanten ein und sorgte dafür, dass dort, wo wenige Jahre zuvor Colemans Karren im Sand stecken geblieben war und rund um die Bahnstation „Grasplatz“ nur vereinzelt Menschen lebten, der Ort Kolmannskuppe aus dem Boden schoss. Die Siedler stießen wohl zuerst auf zwei Reisende, die weniger Glück hatten: Ein Tierarzt aus der Region und sein Mitstreiter wurden verdurstet und mumifiziert vorgefunden. Vermutlich wurden sie von einem Sandsturm überrascht und waren dabei zu Tode gekommen.
Diamanten in Namibia: Der Boom der Geisterstadt
Dem Diamanten-Boom tat das natürlich keinen Abbruch. In der Folgezeit entstand erst ein Lager für Diamantensucher und schließlich ein ganzes Dorf, das in seiner Blüte knapp 400 Einwohner hatte. Diamanten wurden hier fortan nicht nur gesucht, sondern auch zuhauf gefunden. Obwohl Stauch die Schürfrechte inne hatte, wurde auch unkontrolliert geschürft, was das Zeug hielt. Angeblich brauchte man einfach nur durch den Sand zu robben, um reichlich Edelsteine einzusammeln. Die Einwohner von Kolmannskuppe wurden wohlhabend und mit ihnen wurde der Ort zeitweise zum reichsten Dorf Afrikas. Gemäß ihrer Herkunft führten sie im Ort den damaligen deutschen Lebensstil ein. Geld spielte für die Umsetzung keine Rolle. Große Villen aus Stein wurden gebaut, wie sie zu dieser Zeit auch in Deutschland entstanden. Nach und nach bildete sich ein komplettes Gemeinwesen nach deutschem Vorbild – mitten in der Wüste im südwesten Afrikas. Dazu gehörte eine örtliche Verwaltung und Dienstgebäude, ein Werk zur Elektrizitätsgewinnung, ein Krankenhaus und eine Schule. Und natürlich sollte auch die Freizeitgestaltung der Bewohner nicht zu kurz kommen: Es gab mitten in der Wüste ein Schwimmbad, ein Theater, eine Turnhalle, Geschäfte und sogar eine Fabrik, die Eis produziert hat, damit die Menschen in der Stadt Gefriertruhen betreiben konnten. Man hatte somit viele Annehmlichkeiten, die es damals sonst exklusiv im modernen Europa gab. Alles, was man zum Leben brauchte, ließ man sich damals aus Deutschland liefern. Der Luxus hatte natürlich auch seine Schattenseiten: In Kolmannskuppe herrschte eine strikte gesellschaftliche Trennung. Während die einen im Überfluss lebten, mussten die Arbeiter in einfachen Hütten aus Holz wohnen und die dunkelhäutigen Helfer noch simpler in Baracken außerhalb von Kolmannskuppe. Das Gemeinwesen in der Sandstadt war also typisch für einen Kolonialismus europäischer Prägung.
Das Ende des Reichtums
Welcher Reichtum in Kolmannskuppe generiert wurde, ist kaum vorstellbar. Rund um das winzige Dorf mit nur 400 Einwohnern sollen nach unbestätigten Angaben zeitweise bis zu 20 Prozent der Diamanten auf dem Weltmarkt abgebaut worden sein. Die unvorstellbare Menge von fünf Millionen Karat sollen dort über wenige Jahre, also in kürzester Zeit, geschöpft worden sein. So schnell der Aufstieg des Ortes kam, so schnell endete er auch wieder. Bereits 1935 war der Spuk wieder vorbei. Die Vorkommen an Diamanten waren abgebaut. Wie man es beispielsweise auch von den Goldsuchern aus den heutigen USA kannte, die Geisterstädte im „Wilden Westen“ zurückließen, zogen auch die Diamantensammler weiter und ließen nach und nach Kolmannskuppe zurück, um an anderen Orten nach den Edelsteinen zu suchen. Die Stadt leerte sich zusehends. Im Jahr 1956 haben dann auch wirklich die allerletzten Bewohner Kolmannskuppe verlassen. Diamanten in Namibia gab es noch reichlich, aber der Ort war tot.
Heute ist Kolmannskuppe ein Freilichtmuseum
Lange Zeit blieb Kolmanskop danach eine Geisterstadt, in die sich kaum ein Mensch verirrte. Nach und nach hatten die Menschen den Ort verlassen, die Minenverwaltung war geschlossen worden und auch das Krankenhaus hatte dicht gemacht. Vandalismus lag an der Tagesordnung. Wenn jemand in den Ort kam, dann waren es Menschen aus dem nahegelegenen Lüderitz und den anderen umliegenden Städten. Wer sich dort ein Haus baute, holte sich einfach Baumaterial aus Kolmannskuppe und verwendete Materialien aus den einst so herrschaftlichen Häusern. Dadurch wurden viele Gebäude in der Geisterstadt natürlich massiv beschädigt oder zerstört. Bis Anfang der 80er Jahre kümmerte sich niemand um den Ort. Erst 1983 im Rahmen des aufkeimenden Tourismus in Namibia entschied die Regierung des Landes, den einstiegen Vorzeigeort wieder aufleben zu lassen und begann nach und nach mit der Renovierung einzelner Gebäude – unter anderem der Eisfabrik, des Kasinos und des Ballsaals.
Auch was aus August Stauch wurde, ist überliefert. Nach Angaben unterschiedlicher Quellen ist er 1947 zurück in Thüringen in Deutschland an Magenkrebs gestorben. Der Mit-Entdecker des ersten Diamantens, der in Kolmannskuppe ein Vermögen verdient hatte, starb nach zwei Weltkriegen und der großen Wirtschaftskrise völlig verarmt. Er hatte angeblich nur noch 2,50 Mark bei sich.
Namibia: Tolles Reiseziel für Safari- und Tier-Fans
Namibia ist ein tolles Reiseziel, das wunderbar als lohnende Alternative zum gehypten Südafrika dienen kann. Man kann sich beispielsweise mit einem Mietwagen im Land fortbewegen. Da Namibia auf der Südhalbkugel liegt, ist es ein gutes Reiseziel für Herbst und Frühling und wer nach einem Sommerurlaub sucht, sollte sich eher an diese Jahreszeiten halten. Im europäischen Winter ist in Namibia Sommer und die Temperaturen können auf bis zu 48 Grad Celsius steigen. Die Höchsttemperaturen werden vor allem in der berühmten Namib-Wüste erreicht. An der Atlantikküste ist es deutlich kühler, aber immer noch gut und gerne über 20 Grad Celsius warm. In dem Land im südwesten Afrikas gibt es bis zu 300 Sonnentage im Jahr.
Da das Land früher eine deutsche Kolonie war, wird dort zum Teil auch deutsch gesprochen. Amtssprachen sind jedoch Englisch und Afrikaans. Insgesamt ist Nambia ein sehr entspanntes Reiseland. Dennoch sollten sich Urlauber gerade bei Fahrten über Land vor Raubüberfällen in Acht nehmen. Außerdem ist der Straßenverkehr – wie in vielen anderen Ländern der Welt auch – ein großes Sicherheitsrisiko. Die Anbindungen von Namibia nach Deutschland sind sehr gut: Vom Flughafen Frankfurt am Main startet die Fluglinie Air Namibia fünf Mal pro Woche in das Land. Vom Flughafen Berlin Tegel aus wird die namibische Hauptstadt Windhoek von airberlin ein Mal pro Woche angeflogen.
26. August 2017
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