Neue Boeing 777X: Flügel lassen sich hochklappen!
Die Boeing 777er Reihe gehört zu den bei Fluggesellschaften und Reisenden beliebtesten und größten Langstreckenflugzeugen der Welt. Viele großen Airlines haben den geräumigen, zweistrahligen Bestseller-Jet von Boeing im Programm. Jetzt steht mit der Boeing 777X der verbesserte Nachfolger in den Startlöchern. Die neue Version des Fliegers geht mit einer Weltneuheit an den Start: Die Flügelspitzen lassen sich beim Rangieren auf dem Rollfeld hochklappen! Zu den ersten Käufern zählt auch eine deutsche Airline.
Wir berichteten kürzlich über den rekordverdächtigen, ersten Direktflug der Fluggesellschaft Qantas von Perth nach London, bei dem in 17 Stunden 14.500 Kilometer zurückgelegt werden müssen. Eine enorm lange Strecke für ein modernes Verkehrsflugzeug, die gerade so zurückgelegt werden konnte. Die Fluggesellschaft Qantas hatte nach dem Rekordflug direkt angekündigt, in naher Zukunft auch die deutlich längere Strecke von Sydney nach London ohne Zwischenstopp auf den Flughafen-Drehkreuzen in Dubai oder Singapur zu fliegen. Die Flugdistanz würde dann satte 17000 Kilometer betragen und die Gesamtflugzeit über 20 Stunden betragen.
Um solche Mammut-Flüge zu ermöglichen, braucht man jedoch Flugzeuge, die heute noch nicht gebaut sind. Und eines davon ist die Boeing 777X. Neben vielen anderen Wirkmechanismen lässt sich Treibstoff etwa mit größeren Flügeln sparen. Das Problem hierbei: Viele Flughäfen sind für längere Flügel absolut nicht ausgelegt. Wer schon einmal Urlaub auf den Malediven gemacht hat, hat gesehen, wie sich dort auf einem winzigen Airport in Malé diese riesigen Boeing 777 Jets aneinanderreihen. Boeing hat deshalb eine kluge Lösung gefunden, damit die zuküftig 777X alle bisher vom aktuellen Modell angeflogenen Airports ebenfalls ansteuern kann: Die Flügelspitzen lassen sich am Boden hochklappen und werden vor dem Abflug einfach ausgeklappt. Wenn die „folding wingtips“ eingeklappt sind, lässt sich die Maschine auf dem Rollfeld leichter rangieren. Mit ausgeklappten Flügelspitzen ist der Jet stattliche sieben Meter breiter. Die Spannweite beträgt dann 72 anstatt 65 Meter.
Bestseller Boeing 777: Allein die Fluglinie Emirates hat 147 Maschinen im Einsatz – und 196 weitere bestellt. Im Bild: Boeing 777-300er am Flughafen von Dubai. Foto: Sascha Tegtmeyer
Faltbare Flügelspitzen nun endlich zugelassen
Das Zünglein an der Waage bei Boeings neuem Vorzeigeflieger war die Zulassung der „folding wingtips“ durch die US-Luftfahrtbehörde FAA, die die faltbaren Flügelspitzen nun endlich unter strengen Sicherheitsauflagen zugelassen hat. Die FAA habe es etwa zur Auflage gemacht, dass der Flieger mehrere Warnmechanismen haben muss, die überprüfen, ob die Flügelspitzen beim Start voll ausgefahren sind. Wenn die Spitzen am Boden eingeklappt sind, müssen sie starken Winden mit Böen bis 120 Kilometern pro Stunde widerstehen können.
Video: So funktionieren die „folding wingtips“ der Boeing 777X
Boeing 777X eines der fortschrittlichsten Flugzeuge der Welt
Der neue Flieger von Boeing ist dennoch Hightech durch und durch. Er reiht sich in die Riege der Jets der nächsten Generation ein, zu denen ganz sicher die B737neo und auch der 787 Dreamliner, aber auch die Airbus Modelle A320neo, A330neo und A350 gehören. Der Trend geht nach wie vor Weg von den Riesenfliegern wie der Boeing 747 und dem Airbus A380 hin zu kleineren und flexibleren Jets, die weniger Kerosin verbrauchen – um Kosten zu sparen und größere Reichweiten bieten zu können. „Die Boeing 777X wird der effizienteste zweistrahlige Jet in der Geschichte der kommerziellen Luftfahrt sein“, betont Terry Beezhold, der als Chef-Ingenieur an der Konstruktion beteiligt ist. „Im Flug können wir diese besonders langen, effizienten Flügel nutzen und können gleichzeitig jeden Flughafen und jedes Gate ansteuern, dass die heutige 777 auch erreichen kann“, so der Konstrukteur.
Das Flugzeug soll zudem mit 350 bis 425 Sitzplätzen die größte, zweistrahlige Maschine der Welt sein. Die großen internationalen Fluggesellschaften scheinen sich jedenfalls bereits auf die energiesparende 777X zu freuen. Als einer der ersten Kunden wird die Lufthansa die neuen Flieger erhalten. Die Airline mit Sitz am Flughafen in Frankfurt am Main hat immerhin 34 Flugzeuge der neuen Baureihe bestellt. Damit könnte auch die deutsche Fluggesellschaft in die Ultra-Langstrecke einsteigen. Denkbar wären zum Beispiel Flüge vom Flughafen München oder Frankfurt am Main nach Sydney. Offizielle Pläne gibt es hierfür (leider) bis dato noch nicht. Vielleicht ändert sich dies ja, sobald die erste Boeing 777X in Dienst gestellt wird.
7. August 2018
6072 Aufrufe
Schreibe einen Kommentar